CDU Bammental

Vortrag und Austausch mit Dr. Albrecht Schütte MdL zu Fragen der Energieversorgung und Herausforderungen der Energiewende

Der Arbeitskreis Energie und Umwelt der CDU Rhein-Neckar thematisiert Fragestellungen zur Energieversorgung und skizziert Lösungen

Der Arbeitskreis Energie und Umwelt der CDU Rhein-Neckar thematisiert Fragestellungen zur Energieversorgung und skizziert Lösungen. Am 27. Juli 2023 hielt Dr. Albrecht Schütte einen spannenden Vortrag zu diesen Fragen und Herausforderungen der Energiewende. Es war ein reger Austausch mit ausreichend Gelegenheit für interessante Diskussionen.

Die Energiewende erfordert Handlungsbedarf. Deutschland kann aufgrund seiner Größe trotz aller Anstrengungen zwar direkt nur einen limitierten Beitrag zur weltweiten CO2-Reduktion leisten, jedoch der Welt technische Entwicklung und Konzepte zur Verfügung stellen und so einen viel größeren Hebel entfalten - „Klimaschutz durch Innovation“.

Die Vorgabe Baden-Württembergs, 1,8% der Landesfläche für die Nutzung von Windkraftanlagen auszuweisen, wird von der Metropolregion Rhein-Neckar aller Voraussicht nach übertroffen werden. Windkraft sei ein Baustein zur Reduktion des CO2 Ausstoßes, so Schütte, nur mit Wind und Solar werde dieses Ziel aber nicht erreichet. Für die Energiebedarfsdeckung allein durch Nutzung von Windkraftanlagen müssten in Baden-Württemberg auf ca. 20% der Fläche des Landes etwa 40.000 Windräder erstellt werden. Zudem stehen aktuell über die Hälfte der Windkraftanlagen in bewaldetem Gebiet. In der Diskussion wurde deutlich, dass die Nutzung von Windrädern in der Region umstritten ist, unter anderem weil die Effizienz eines Windrades z.B. in Norddeutschland an der Küste aufgrund physikalischer Gesetzmäßigkeiten wesentlich höher ist.

Baden-Württemberg liegt beim Ausbau von Photovoltaik-Anlagen für die Stromerzeugung mittels Sonnenstrahlung bundesweit auf einem guten vierten Platz. Bei Dachveränderungen ist seit 2023 die Errichtung von Photovoltaik- oder Solaranlagen Pflicht.

Die Rolle von Wasserstoff tritt zunehmend in den Vordergrund. Mit diesem könnten die im Land benötigten Kraftwerke teils nach Umrüstung teils nach Neubau betrieben werden. Ebenso ist es möglich, wie ein Pilotprojekt in Öhringen zeigt, bis zu 30% Wasserstoff ohne umfassende Veränderungen an der Infrastruktur in ein Erdgasnetz einzuspeisen. Allerdings ist die Ausbeute bei der Erzeugung von „Grünem Wasserstoff“ z.B. in vielen Ländern Afrikas drei Mal höher als in Baden-Württemberg. Dort oder anderswo erzeugter Wasserstoff kann zwar auch direkt, aber wegen des einfacheren Transports effizienter in Form von Ammoniak oder Methanol zu uns gelangen.

Die vielversprechende Nutzung von Geothermie weit unterhalb von 100 m erfordert den Ausbau der Wärmenetze. Die Technik ist eigentlich gut beherrschbar, die Suche nach geeigneten Lagerstätten und der Anlagenbetrieb können bei unsachgemäßem Vorgehen ggf. Schäden an Gebäuden hervorrufen.

Wichtig ist der Aus- und Umbau der Infrastruktur: Wasserstoffpipelines und Stromtrassen zu den großen Abnahmestandorten müssen gebaut werden. Zusätzlich muss das lokale Stromnetz wegen der geplanten zunehmenden Elektrifizierung durch z.B. Wärmepumpen und Elektrofahrzeuge sowie der Einspeisung durch Anlagen vor Ort verstärkt werden.

Eine CO2-Reduktion für die Zementindustrie müsste durch die „Carbon Capture and Storage“ Technik erreicht werden. Der Energieaufwand für die Abscheidung, den Transport und die Speicherung ist dabei nicht unerheblich. Das eingelagerte CO2 muss dauerhaft und vollständig in den Speichern verbleiben, was unterhalb der Nordsee in alten Gaslagerstätten sicher möglich ist. Um schneller voranzukommen, sei ein Ausbau von CCS einer der Erfolg versprechenden Wege.

Der CO2-Reduktion privater Haushalte, das, was jeder von uns individuell beitragen könnte, sind Grenzen gesetzt. Mit dem Verzicht auf 50% der privaten Autofahrten mit einem Verbrennermotor wird ca. eine halbe Tonne CO2 pro Jahr eingespart. Mehr sei immerhin durch ein angepasstes Konsumverhalten möglich. Außerhalb unseres Landes verursacht der durchschnittliche deutsche private Jahreskonsum einen Kohlenstoffdioxid-Fußabdruck pro Kopf von 12 Tonnen. Ein einziger Hin- und Rückflug an die Westküste der USA schlägt mit ca. 4 Tonnen CO2 zu Buche.

Wichtig ist zudem die Kompensation, d.h. die Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre. So setzt der Weltklimarat auf die Entnahme von Mrd. von Tonnen von CO2 pro Jahr ab den 2040er-Jahren.

Interessante Forschungsprojekte – allerdings für langfristige Lösungen – sind die künstliche Photosynthese, bei der mit Hilfe von Sonnenlicht z.B. Kohlenhydrate hergestellt werden. Oder der Dual-Fluid-Reaktor, ein Kernreaktor der „IV. Generation“ mit der Option, Atommüll zu reduzieren und dies auf signifikant höherem Sicherheitsniveau als mit bisher betriebener Kraftwerkstechnik.

 

Dr. Volker Matheis

Stellv. Vorsitzender CDU Ortsverband Bammental